Rolf Hanisch

Lehrkräftefortbildung und Krisenmanagement in Coronazeiten - Gedanken zur Diskussion: Wie sollte der DVLfB in eigener Sache auf die Maßnahmen der Bildungsverantwortlichen in Sachen Corona antworten?

Die aktuelle Krise bestätigt m. E. die Rückwärtsgewandtheit und die Innovationsfeindlichkeit des deutschen Bildungssystems. In der politischen Debatte geht es um Prüfungssicherung und um Zeit für Stoffabarbeitung, Ferienverschiebung und um eine stufenweise Wiederherstellung der Vergangenheit nach der Herausforderung; bestenfalls um Schutzmaßnahmen und ein wenig auch um soziale Unterstützung der sogenannten "Bildungsfernen".

Vorschläge, wie Bildung in der Situation erfolgen kann, durch Reflexion der eigenen Fähigkeiten zur Selbstreflexion zum Beispiel - Fehlanzeige… eine schweigende KMK. Es wird in den Ministerien, Bildungsinstituten usw. kollektiv geschwiegen, darüber, was junge Menschen aus und in solchen Belastungssituationen lernen können. Was sollte da Lehrkräftefortbildung helfen?

Unsere Fortbildnerinnen und Fortbildner könnten eine Diskussion darüber anzetteln, warum die Schulen und Behörden in der Krise keine Chance zur Veränderung erkennen. Jetzt zu sagen, die Lehrkräftefortbildung soll Lösungen entwickeln, halte ich für gewagt. Sehr viele Fortbildnerinnen und Fortbildner, Schulberaterinnen und - berater versuchen schon lange eine Systemveränderung in Gang zu setzen. Nur: das System antwortet seit Jahrzehnten nicht mehr. Soziale Gerechtigkeit ist kein Thema, Digitalisierung läuft schleppend bis gar nicht, selbst die Lehrkäftefortbildung dümpelt so dahin.

Ein modernes Schulsystem mit einem erneuerten Bildungsverständnis, das sich über digitales Lernen an den großen Herausforderungen des Lebens und der Zukunft orientiert, das allen Schülern gleichberechtigt die Lerninstrumente und Zugänge zur Verfügung stellt, Individualisierung auch durch Digitalisierung ermöglicht, von der Defizitbetrachtung zur Ressourcenorientierung übergeht, so ein System kann sehr viel flexibler reagieren,  auch auf Herausforderungen in Krisen.

Vermutlich hätte ein solches System in etwa so reagiert: Die Lerngruppen treffen sich in digitalen Beratungsräumen mit ihren Lernbegleitern/Lehrpersonen und beraten über die Fortsetzung des kompetenzbezogenen Lernens in dieser besonderen Zeit, richten Projekte, Projektgruppen, Beratungsformate etc. ein und nehmen diesen Prozess zum Lerngegenstand.

Ich möchte da sehr gerne noch an Michael Schratz Artikel über "das ver-rückte Klassenzimmer" verweisen. Da klingt so eine Zukunft an.

Ziemlich sicher braucht es in der Fortbildung so einen grundsätzlichen Raum des Nachdenkens über "Perestroika" der Schulen und der Umgestaltung von schulischer Bildung.

Gerne möchte ich Sie, liebe Fortbildnerinnen und Fortbildner, zur Diskussion und Widerspruch anregen, und ich freue mich auf Beiträge zum Thema.

Ihr Rolf Hanisch

(Dr. Rolf Hanisch ist Vorsitzender des Deutschen Vereins zur Förderung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung)

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